ME/CFS steht für Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue‑Syndrom. Es handelt sich um eine schwere, erworbene Mehrsystemerkrankung, bei der vor allem Nerven‑, Immun‑ und Kreislaufsystem betroffen sind. Die Erkrankung ist von der WHO als neurologische Krankheit anerkannt (ICD‑10 G93.3) und kann zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung führen.

Typisch ist eine krankhafte Erschöpfung (Fatigue), die sich durch Schlaf oder Ruhe nicht bessert und mit normaler Müdigkeit nicht vergleichbar ist. Schon kleine Aktivitäten – ein kurzes Gespräch, Zähneputzen, Duschen, ein paar Minuten Lesen – können dazu führen, dass sich der Zustand deutlich verschlechtert. Diese verzögerte Verschlechterung nach Belastung nennt man PEM und sie ist das Hauptmerkmal von ME/CFS.

ME/CFS beginnt häufig plötzlich nach einer Infektion, zum Beispiel nach Pfeifferschem Drüsenfieber (EBV), Influenza oder Covid‑19. Neben der ausgeprägten Erschöpfung treten viele weitere Symptome auf: Schmerzen, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, kognitive Störungen („Brain Fog“), Reizempfindlichkeit, Magen‑Darm‑Beschwerden und vieles mehr. Die Schwere reicht von eingeschränkter Teilhabe bis hin zu völliger Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit.

ME/CFS ist keine psychische Erkrankung und kein „Burnout“. Viele Studien deuten auf Störungen im Immunsystem, im Energiestoffwechsel und im autonomen Nervensystem hin. Es gibt derzeit keine heilende Therapie, aber Maßnahmen wie konsequentes Pacing, Reizabschirmung, symptomorientierte Behandlung und soziale Unterstützung können helfen, den Alltag etwas zu erleichtern und weitere Verschlechterungen zu vermeiden.